Schüleraustausch zwischen Weilmünster und Tscheboksary vom 11.03.-23.03.2019

Zwölf Schüler des Gymnasiums Philippinum Weilburg machten sich mit ihrer Russischlehrerin auf große Fahrt ins russische Tscheboksary, eine Republikhauptstadt an der Wolga, fast 700 Kilometer östlich von Moskau. Es war der Gegenbesuch bei den Schülern von Gymnasium Nr. 5, die bereits im August 2018 in Weilburg waren. Möglich machte diese internationale Schülerbegegnung das großartige Programm des Goethe-Instituts, das sowohl organisatorisch als auch finanziell den Austausch unterstützt und fördert.

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Über Moskau ins Gymnasium Nr. 5

Nach einem spannenden Zwischenstopp in Moskau mit Besichtigung der berühmtesten Sehenswürdigkeiten wie Kreml, Roter Platz, Metro, Erlöserkathedrale und Arbat ging es am nächsten Abend per Nachtzug weiter nach Tscheboksary, wo es morgens einen herzlichen Empfang durch die Gastfamilien gab. Gleich bei der ersten Schulbesichtigung konnten die GPW-Schüler viele Unterschiede zu ihrem eigenen Gymnasium feststellen: Es gibt eine Kantine mit eigenen Köchinnen, jeder Lehrer hat seinen festen Fachraum, das sogenannte Kabinet, die Schüler wechseln in der Schule die Schuhe und tragen Uniform, und die Schule ist videoüberwacht. Gymnasium Nr. 5 ist erst 10 Jahre alt und topmodern ausgestattet, einschließlich Schwimmbad mit 25 m-Becken und Einlass per Fingerabdruck-Scan. Klassenbuch und Schülertagebuch werden digital geführt, die Eltern müssen wöchentlich unterschreiben, dass sie die Noten zur Kenntnis genommen haben. Auch in der Kantine wird mit Karte gezahlt, die Eltern können so jederzeit sehen, was und für wieviel Geld ihr Kind verzehrt hat. Link zur russischen Partnerschule in Tscheboksary

Literarischer Abend und spielerische Aktivitäten

Die russischen Schüler organisierten für uns einen Literarischen Abend, in dem sie Gedichte und Lieder für uns vortrugen und uns mit Tee und Gebäck bewirteten. Neben interessanten Unterrichtsbesuchen und gemeinsamen Kunst- und Sportaktivitäten standen viele spannende Ausflüge auf dem Programm. Im Kinder-Technikpark Quantorium gab es viel zu bestaunen und auszuprobieren im Bereich Chemie, Biologie, Robotik usw. Im Völkerkunde-Park außerhalb der Stadt lernten wir viel über das tschuwaschische Volk und seine Traditionen und feierten gemeinsam die russische Butterwoche Masleniza mit Spiel, Tanz und Verabschiedung des Winters, der jedoch während unseres Aufenthaltes hartnäckig blieb. Wir besichtigten eine Fabrik, in der leckeres Eis produziert wird, von dem wir reichlich kosten durften. Im Staatlichen Historischen Archiv lernten wir viel über Ahnenforschung und beim Besuch von Escape Rooms/Quests wurde die Teamarbeit auf die Probe gestellt. Beim  Kochen in gemischten Teams unter Anleitung im Café „Pelmeni“ wurden leckere russische Teigtaschen selbst zubereitet und verzehrt. Die  Parks und das Wolgaufer luden zum Bummeln und Riesenradfahren ein, oder man konnte die Eisangler auf dem zugefrorenen größten Fluss Europas beobachten.

Verständigung mit Kopf, Herz und Hand

Die Verständigung funktionierte auf Russisch, Englisch, Deutsch und manchmal auch mit Händen und Füßen, war aber nie ein Problem. Die deutschen Teilnehmer haben Russisch als dritte Fremdsprache am GPW, die russischen Austauschschüler lernen alle Deutsch. Tscheboksary ist die Hauptstadt von Tschuwaschien. Neben Tschuwaschen und Russen leben dort Angehörige vieler weiterer Minderheiten, darunter auch Deutsche. Ein Besuch bei der Gesellschaft der Russlanddeutschen im Kulturpalast durfte deshalb nicht fehlen. Die russlanddeutschen Damen um Leiterin Elona Rumjanzeva erzählten uns ihre Familiengeschichten, zeigten Fotos und wir sangen gemeinsam deutsche Lieder bei Tee und nach alter Art gebackenem Riwwelkuche.

Auf Ausflügen lernten wir zwei weitere Republiken mit ihren Hauptstädten kennen, nämlich Kasan in der Republik Tatarstan sowie Joschkar Ola in der Republik Mari El. Sie alle haben ihre eigenen Sprachen, das Tatarische und Tschuwaschische sind Wolga-Turksprachen, Mari dagegen eine finno-ugrische Sprache. Ein wichtiges Thema des Austausches war so auch das friedliche Zusammenleben von Menschen vieler verschiedener Nationalitäten und Religionen. Neben dem offiziellen Programm lernten die GPW-Schüler das Leben ihrer russischen Gastgeber kennen, waren am Wochenende mit auf der Datscha, in der Banja oder bei der Babuschka. Einige waren reiten, schwimmen usw.

Auf Wiedersehen!

Russland verbinden in Deutschland viele Menschen mit Kälte, tatsächlich wird es jedoch im Sommer auch sehr heiß. Während der Reise im März war in Tscheboksary noch Winter mit viel Schnee und Eis, Autos kommen dort ohne Spikes nicht weit.

Viel zu schnell kam der Tag des Abschieds. Es waren neue Freundschaften geknüpft und gefestigt worden. Mit den neuen Medien ist es heute kein Problem mehr, den Kontakt zu halten. Viele Teilnehmer kommunizieren regelmäßig, spielen online zusammen, einige planen schon den nächsten privaten Besuch in den Sommerferien.

Herzlichen Dank dem Goethe-Institut sowie dem Verein der Ehemaligen und Freunde des GPW Wilinaburgia, die wie immer unseren Austausch unterstützte. Gerade in politisch schwierigen Zeiten ist es besonders wichtig, den Kontakt zwischen den Menschen zu pflegen und auszubauen. Deshalb trägt der Russlandaustausch am GPW zur Völkerverständigung und Freundschaft sowie zum Abbau von Vorurteilen bei. Viele deutsche Schüler erfahren zum ersten Mal hautnah, was es heißt, als Minderheit in einem anderen Land zu leben, und wie stark die Heimatliebe in den Russlanddeutschen verwurzelt ist.

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